Dieser Artikel ist in der Zeitung "Auto Motor & Sport" 22/90 erschienen

Der Autor war Clauspeter Becker

Ein Spider im Herbst

Dem BMW-Roadster Z1 wurde durch Alpina die Gnade der späten Veredelung zuteil. Burkard Bovensiepen, Hersteller exclusiver Automobile zu Buchloe im Allgäu, ließ eine limitierte Serie von 66 Stück auflegen.

Etwas Ergriffenheit ist schon am Platz, wenn man inzwischen in ganz leisen Tönen hört, daß BMW bei dem Z1 der Serie für 87000 Mark noch eine satte Summe drauflegt. Da ist der mittlerweile etwas schleppende Verkauf auch gar kein Grund zu lauter Klage mehr in München.

Daß die Gewinnverweigerung gleich einem Virus in dem Roadster steckt, muß am Ende aller Kalkulationen der Veredelung auch Burkard Bovensiepen erkennen. Auf dem neuen Gipfel der Z1 Preisliste bei 116 000 Mark angelangt, mußte er erkennen: "Ich lege drauf."

Nur fehlt dem exklusiven Autofabrikanten der Trost des zögerlichen Absatzes. Die "Limited Edition" von 66 Exemplaren ist alles andere als ein Ladenhüter. Die eine Hälfte, also 33, orderte en bloc der japanische Importeur, der die Alpina kühn als Spekulationsobjekte auslobte und verkaufte. Auch Burkard Bovensiepen sieht einen Trend zu hoher Preisstabilität für den Z1 an sich und die Alpina-Variante im besonderen.

Bereits das Gerücht, die Sonderserie sei ausverkauft, habe den Alpina Z1 in den automobilen Adelsstand eines Anlageobjektes erhoben, freut sich Bovensiepen, der sicher ist, daß ein Ende der Produktion des BMW Z1 in absehbarer Zeit den Wert dieses Wagens deutlich wandeln werde.

An seinen Rädern ist der Alpina zu erkennen: Er trägt hinten die satte Dimension 235/40 ZR 17

Der Zukunft des Z1scheint es nun am Glanz aller Glücklichen zu mangeln. Der Kummer mit den Kosten und der Ärger mit den elektrisch nicht immer versenkbaren Tauchtüren haben die Zuneigung für ein Auto erkalten lassen, mit dem sich der Leiter der BMW Technik GmbH, Dr. Ulrich Bez, für seine Rückkehr zu Porsche als Vorstand für Technik und Entwicklung empfahl.

Die Erfüllung aber mancher Wünsche, die der BMW Z1 bis heute offenließ, wir kaum ein unmittelbarer Nachfolger im BMW-Programm einlösen. Denn die Aussicht oder gar die Verpflichtung, daß der High Tech - Roadster nun mit dem neuen Vierventil - Sechszylinder ein seinem Anspruch gemäßes Triebwerk finden sollte, stürzt den Z1noch tiefer in den Konflikt der Kosten. Denn solche Änderungen enden mit einem ebenso gründlich wie teuer renovierten Auto.

Also bleibt es dem Alpina Z1 mit einem ganz herkömmlichen Zweiventilmotor überlassen, eine Zukunft zu deuten, die der Z1 als BMW nicht erleben wird, und die für eine veredelte Variante bei ausverkaufter "Limited Edition" eigentlich schon Vergangenheit ist.

Die Antwort auf die Fundamentale Frage nach der Leistung fällt beim Alpina sehr viel klarer aus als beim Serienprodukt. 200 PS ( 147 kW) bei 6000/min gibt es schriftlich als garantierte Mindestmenge, aber allem Anschein nach darf es im Rahmen der Fünfprozentklausel der Zulassungsbestimmungen etwas mehr sein. In schöner Folge gilt dann gleiches auch fürs Drehmoment. Die Latte liegt bei 261 Nm bei 4900/min, überschreiten ist statthaft.

Um wieviel alles besser geht mit dem Alpina-Potential, zeigt die schlichte Aussagekraft von Zahlen im Datenkasten. Aber wie wenig sie das wahre Wesen eines Autos offenbaren, bewies kaum ein anderes deutlicher als der Z1 im Original, der objektiv betrachtet schon zur schnellen Sorte zählt, aber einem ganz gesunden subjektiven Empfinden den Eindruck eines Autos mit einem kleinen Motor hinterläßt.

Genau an der Stelle hat Alpina zugepackt, aus den 2,5 Litern des BMW-Sechszylinders wurden 2,7 Liter. Der Raumgewinn kommt über die Kurbelwelle und über den Hub. Den von 75 auf 81 Millimeter zu bringen, ist nicht neu, so eine Welle rotiert im Turbodiesel, und sie ist lange schon heimisch im Alpina B3, der als der Organspender für diesen Z1 gelten darf.

Mit dem Zylinderinhalt ging zwangsläufig die Verdichtung nach oben und auf 9,8:1, und die bearbeiteten Brennräume brauchen Superplus (98 Oktan) . Die Steuerzeiten der zwei Ventile pro Zylinder werden von einer Nockenwelle nach Art des Hauses etwas großzügiger angelegt. Der Auspuff mit Fächerkrümmer aus Edelstahlrohren, der jedem Zylinder einen eigenen Emitec Stahlblech-Katalysator verordnet, sichert eine zügige und reinliche Entsorgung.

Unter dem Alpina-Make-up: der BMW -Sechszylinder mit 2,7 Litern, 200 PS

Der viele und auch teure Aufwand bringt sehr viel mehr von der bei BMW so gern beschworenen Dynamik in den Z1. Nicht nur die Sprintübung Beschleunigung wird fixer. Die meßbare Elastizität gewinnt deutlich, und der subjektiv empfundene Antritt ist erheblich besser.

Bei Alpina wird aus dem Z1 ein Auto, mit dessen Motorisierung man zufrieden sein kann. Aber dabei bleibt es. Die tiefe Ehrfurcht vor der Leistung, wie sie die ganz starken Alpina-Motoren verbreiten, die kommt im kleinen Roadster doch nicht auf. Wohl aber spendet dieser das zeitgemäße Glück der Sparsamkeit, denn mit Superplus geht er fast so sparsam um wie andere Z1 mit Normalbenzin.

Die Harmonie des stärkeren Autos suchen die Techniker bei Alpina immer durch ein den neuen Maßstäben angepaßtes Fahrwerk zu vertiefen. Beim Z1 gelang es diesem Bestreben, eine starke optische Aussagekraft zu geben. Räder im klassischen Alpina-Design zeigen hier in allen Dimensionen Größe. Die Felgen haben einen Durchmesser von 17 Zoll und eine Breite von acht Zoll. Die Reifen: Michelin MXX3 235/40 ZR 17.

Ansonsten gibt es wenig Änderung an dem wohlgelungenen Fahrwerk des Z1. Alpina läßt es mit kürzeren Federn vorne bewenden. Daß der Alpina Z1 vorn etwas tiefer liegt, kommt ihm wiederum optisch zugute.

Elegant seit 20 Jahren: das Alpina-Rad

Aber läßt sich mit solchen Mitteln ein Auto verbessern, das sich serienmäßig schon rühmt, Querbeschleunigungen so groß wie die Erdanziehungskraft aufzubauen ? Im Straßenverkehr bleibt diese Frage ziemlich theoretisch , da fährt man im Alpina schöner, doch nicht wirklich schneller um die Kurven. Auf Rennstrecken läßt sich ein dezentes Plus an Kurventempo mit Entschlossenheit erfahren. Aber der Unproblematische Grenzübergang des BMW Z1 aus der Neutralität in Übersteuern ist gewichen einem indifferenten Grenzbereich mit etwas spontaneren Wechselbeziehungen zwischen Unter- und Übersteuern, die zu beherrschen mehr Routine erfordert.

Ansonsten zeigen die Michelin von so extremem Querschnitt erstaunlich bürgerliche Talente. Sie beeinträchtigen den guten Geradeauslauf des Z1 nicht, aber erfordern einen etwas gefühlvolleren Umgang mit dem Lenkrad bei kleinen Richtungsänderungen in dem oberen Geschwindigkeitsbereichen.

Um den Abrollkomfort der Serie 40 ist es etwas rumpelig bestellt. Aber Federung und Dämpfung des Alpina Z1 bemühen sich durchaus um jenes Maß an Fahrkomfort, das zeitgemäße Sportfahrwerke auszeichnet.

So wiederholt sich im Z1 die typische Ausgewogenheit eines Alpina, die hier jedoch beim Preis nicht mehr so recht zu finden ist. Aber die Leute, die 116 000 Mark für diesen kleinen Roadster zahlen, haben nie nach einer Harmonie von Preis und Leistung gesucht, sondern nach einer Aktie. Burkard Bovensiepen: "Wahrscheinlich werden viele Alpina Z1 überhaupt nicht gefahren, sondern einfach weggestellt."

Zum Vergleich

Fahrzeugtyp
BMW Z1 Alpina
BMW Z1
Motorbauart
R/6
R/6
Hubraum cm3
2693
2494
Bohrung x Hub mm
84,0 X 81,0
84,0 X 75,0
Leistung kw ( PS) bei 1/min
147 (200) bei 6000
125 (170) bei 5800
Max Drehmoment Nm bei 1/min
261 bei 4900
222 bei 4300
Leergewicht kg
1291
1291

Beschleunigung in s.

0 - 80 km/h

0 - 100 km/h

0 - 120 km/h

0 - 160 km/h

1 Km mit stehendem Start

 

4,8

7,1

9,8

17,8

27,5

 

5,7

8,4

11,8

23,0

29,4

Elastizität in s.

60 - 100 km/h ( IV. Gang )

80 - 120 km/h (V. Gang)

 

8,7

12,7

 

11,0

16,7

Höchstgeschwindigkeit km/h
228
219
Testverbrauch L/100 km
12,2 Super
10,9 Normal
Preis
116 000,-
87 000,-

BMW Z1 in Zahlen

Produktion bis Oktober 1990
5400
Auftragsbestand
2500
geplante Produktionszahl (Stand Oktober 1990)
10 bis 11 pro Tag
geplante Produktionszahl (Stand April 1989)
18 pro Tag
momentane Produktionszahl (Stand Oktober 1990)
15 pro Tag

 

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