Ein Wort mit L.....

In England kennt man Ken Gibson vor allem als Kolumnisten für die Tageszeitung "The Sun". Aber auch in vielen Fachzeitschriften schreibt er über Autos und was ihn sonst noch bewegt. Eigentlich hielt er sich immer für vernünftig. Bis ihn das rote Fieber packte ...

Eigentlich begann alles ganz harmlos mit einem Besuch bei meinem BMW Händler, von dem ich wissen wollte, wieviel ich für meinen BMW M 635Csi noch bekommen würde. Irgendwie landete ich dann hinter dem Steuer eines knallroten Z1, ohne Dach und mit heruntergelassenen Türen. Und das an einem warmen Maitag! Ehe ich mich versah, hatte ich schon über den Preis verhandelt - wenn auch nicht sehr geschickt - und einen Scheck über eine Geldsumme ausgestellt, über die ich im Grunde nicht verfügte.

Ein Automobiljournalist hatte soeben gegen all die Grundregeln beim Kauf eines Autos verstoßen, die er seinen Lesern immer vorgepredigt hatte. Warum? Das Wort mit dem L hatte Besitz von mir ergriffen: L für Leidenschaft.

Und natürlich hatte ich für diesen finanziellen Selbstmord einen Komplizen: meinen nicht minder leichtsinnigen 14jährigen Sohn, in dessen Worten die Weisheit eines Alten lag. Er sagte zu mir: "Wenn du ihn nicht kaufst, dann wirst du es immer bereuen. Autos wie dieses bekommt man nicht alle Tage angeboten."

Das war es, was ich hören wollte. Und ich habe es nicht bereut, einen Z1 gekauft zu haben, ich bin auch sicher, daß es das beste Auto ist, das ich je hatte. Was ich für 68.000,- DM bekommen habe, ist einer der unverwechselbarsten und schönsten Sportwagen, die es auf unseren Straßen gibt. In meinen Augen ist er ein größerer Blickfang als ein Ferrari oder ein Porsche. Und hier in England ist er mit nur 72 verkauften Exemplaren auch eine echte Rarität. Deshalb bin ich ein sehr stolzer Z1-Besitzer.

Was den Z1 so besonders macht, ist sein unvergänglicher visueller Reiz. Entworfen wurde er zwar schon 1989(Anm. von JenZ1: 1987!!), aber sein zeitloses Design macht ihn auch heute noch zu einem überaus attraktiven Auto. Und er hat einige wunderbare Details wie beispielsweise die Türen, die sich in der Karosserie versenken lassen. Zugegeben, sie bringen mich leicht auf die Palme, wenn sie klemmen. Aber sie liefern ihren Beitrag zu einem der berauschendsten Fahrgefühle, die man sich an einem heißen Sommertag vorstellen kann-wenn der warme Wind nicht nur, wie bei jedem offenen Auto, mit den Haaren spielt sondern auch die Beine umströmt. Und natürlich genieße ich voll die faszinierten Blicke der Passanten, wenn die Türen unter den Schwellern verschwinden.

Auch im Innenraum des Z1 gibt´s Ungewöhnliches zu sehen, vor allem die clevere Instrumentensäule im Motorradstil und die herrlichen Recaro-Sitze mit einem Bezug aus Wild- und Glattleder, die nicht großartige ausssehen, sondern dem Allerwertesten auch ein himmlisch bequemes Bett bereiten.

Einen Z1 zu kaufen, ohne ihn zu fahren, wäre eine Sünde. Sein Handling läßt sich am besten mit dem eines Karts vergleichen. Was die Power angeht, so kann er es auf einer kurvenreichen Straße mit den meisten ähnlich motorisierten Autos aufnehmen. Aber wem 220 Stundenkilometer und eine Beschleunigung von null auf hundert in 7.9 Sekunden nicht ausreichen, der hat eh nicht verstanden, worum es geht. Ein Z1 zaubert nach einem arbeitsreichen Tag im Büro ein Lächeln aufs Gesicht. Zumindest auf meines.

 

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