Dieser Artikel ist am 04. August 1998 im Mühlacker Tagesblatt erschienen

 

Maulbronn. Der eine steht auf Audi Sport, die andere auf Opel Manta und auch das rosarote Damenfahrrad kann zum Fetisch werden. "Die Prinzen" machten aus dem Fahrzeugkult einen Song, der für eine bestimmte Gruppe von Kraftfahrzeugfans ein entscheidendes Manko hat: So vergaßen die Teenie-Idole aus den neuen Bundesländern den BMW Z1.

18 Eigentümer dieses Fahrzeugtyps brachten am Wochenende in Maulbronn ihre Liebe zu dem zweisitzigen Sportwagen aus bayerischen Landen zum Ausdruck. Im Klosterhof trafen sich die Herrscher über 170 PS, um von dort aus zu einer Tour durch den Stromberg und den Kraichgau aufzubrechen. Aus dem gesamten süddeutschen Raum waren sie zusammengekommen, um ihre Passion nach außen zu tragen und das besondere Z1-Cabrio-gefühl bei sonnigem Wetter zu genießen.


Kein Geschwindigkeitsrausch

Dabei ging es nicht darum, im Geschwindigkeitsrausch zu versinken. Gefährliches Verkehrsverhalten widerspricht eher dem verantwortungsvollen Fahrer, der in Anbetracht der Liebe zu seinem Fahrzeugs vor jeder Schädigung von Fahrwerk oder Karosserie einen "Horror" hat.

Der Organisator dieses Treffens, Jens Stumpp ("Da kommt kein Kratzer rein"), ist auf der Hut, wenn es um potentielle Gefahrenherde für sein Auto geht. Den Z1 nutzt er keinesfalls als Gebrauchsauto, sondern als Sommerauto für einige Liebhaberstunden im Jahr. "Mal eine kleine Runde fahren, dann kommt er wieder in die Garage". Selbst längere Ausfahrten, wie am vergangenen Samstag, sind innerhalb eines Jahres an einer Hand abzuzählen. Der gebürtige Schönenberger studiert in Geislingen/Steige Automobilwirtschaft. Dabei hat er seine Leidenschaft zum Markenfabrikat BMW entdeckt. Bis zur Volljährigkeit hätten ihn Autos "nicht interessiert" , was sich mit seinem Einsteigerfahrzeug in die individuelle Mobilität, einem 3er Cabrio der Bayerischen Motorenwerke, schlagartig änderte. Seitdem schwört er auf "BMW-Markentreue, weil es die besten sind". Ab nächsten Montag wird sein Herz noch höher schlagen, da ihn ein Praxissemester direkt ins Münchner Automobilzentrum führt. Für ein halbes Jahr steht dort die Pflege und Instandhaltung von BMW-Oldtimern, vor denen als "Urgroßeltern" späterer Modelle eine besondere Ehrfurcht selbstverständlich ist.

 


Originalzustand ist wichtig

Das Original ist für den 24jährigen das Nonplusultra. Er will die "Autos nicht versauen". Auch den zwischen 1989 und 1991 in einer Auflage von 8000 Stück gebauten Z1 will er deshalb in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Tiefer legen, verbreitern oder andere eklatante optische Manipulationen wären für ihn ein Frevel an dem Fahrzeug.

Lediglich bei der Auspuffanlage und kleinen Details herrschen unter den Z1-Tourern unterschiedliche Meinungen. So war Andreas Huthmacher aus Fürstenfeldbruck am Samstag hin- und hergerissen von der Frage "Serienauspuff oder Doppelrohr?". Der gediegenere, gepflegtere und nicht so aufdringliche Sound spreche zwar für das Original, doch das Doppelrohr unterstreiche die Sportlichkeit des kleinen Flitzers. Da kommt Huthmacher schon ins Grübeln.

 


Ein "Traumfahrzeug"

Erst seit drei Monaten kann er sich zu den glücklichen Besitzern dieses Modells zählen. Bereits vor neun Jahren, als das Fahrzeug frisch auf den Markt kam, wäre es für ihn "ein Traumfahrzeug" gewesen. Damals habe er sich den Preis von rund 89 000 Mark aber nicht leisten können. "Jetzt oder nie", habe er sich schließlich gesagt und seinen langgehegten Traum für 45 000 Mark Anschaffungs-kosten eines Gebrauchtfahr-zeuges verwirklicht.

Für Jens Stumpp gibt es seit der Vorstellung des Z1, 1987 auf der IAA in Frankfurt, nichts vergleichbares. Als reiner Technologiebeitrag von BMW sollte das Modell eigentlich nie in Serie gehen. Erst die Nachfrage zahlreicher Kunden führte dazu. Diese können sich nun als Besitzer eines einmaligen "Kunststoffautos" glücklich schätzen. So besteht die technologische Exklusivität des Z1 in vielen Teilen aus Kunststoff; auch die Karosserie, die in ein verzinktes Stahlgerüst eingebunden ist.

In 20 Minuten läßt sich die äußere Hülle des Sportwagens komplett abmontieren und mit einem zweiten Beplankungssatz farblich verändern. Blau, Rot, Grün, Schwarz, ein Lilaton und Gelb sind die Optionen. Das Kunststoffgehäuse ist außerdem die beste Garantie gegen Durchrostung. Trotz dieser eigentlich beruhigenden Tatsache, werden die rauhen Witterungs-bedingungen auf den Straßen tunlichst gemieden.

Aber so sind sie eben, und auch in ihrer Selbsteinschätzung mußten die PKW-Fetischisten am Samstag zugeben, daß man für diese Art der Liebhaberei schon "ein bißchen verrückt" sein muß.

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