Verlags-Sonderveröffentlichung S133/2 WAZ vom 28.07.1999

Mit Legenden-Status

Liebhaber-Autos: Der BMW Z1 - Ewige Jugend ab Werk

Legendäre Automobile sind in erster Linie eines: alt. Manchmal allerdings läuft der Legenden-Status gleich mit vom Band.

Solche Autos werden nicht nur in Italien oder in noblen britischen Handwerksbetrieben gefertigt. Mitte der 80er Jahre entstand in München eines dieser seltenen Fahrzeuge: der BMW Zl. 1986 sollte die erst ein Jahr zuvor gegründete BMW Technik-GmbH zeigen, wozu sie fähig war. Schließlich war der BMW - Ableger als Denkfabrik für Zukunfts-Produkte gegründet worden. Die Roadster-Studie, die BMW vorführte, zeigte, daß die Mannschaft ganze Arbeit geleistet hatte - denn herkömmlich war kaum etwas an diesem Zweisitzer. Das beginnt schon unter dem vermeintlichen Blech: Dort sorgte ein Stahlblech-Rahmengerüst in Monocoque-Bauweise für Stabilität - samt Bodenplatte aus Kunststoff und Verzinkung. Die Karosserie bestand aus Kunststoffteilen, der Unterboden war aerodynamisch geglättet. Von außen zeigte sich der Z1 modern, glatt und keilförmig.

Nur keine Schwellerangst: Wer einsteigen will, muß sich über eine Barriere wuchten. Bilder: gms

Den größten Aufmerksamkeitswert erzielten allerdings die Türen. Sie verschwanden beim Zl einfach nach unten. Elektrisch versenkbar surrten sie in die voluminösen Seitenschweller. Doch nicht alles am Z l war neu. So stammte der Sechszylinder-Motor vom einstigen 325i. Er leistete 170 PS und beschleunigte den Z1 in 8,7 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 220 Stundenkilometern. Bei seinem ersten wirklich großen Auftritt auf der Internationalen Autornobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt 1987 wurde der BMW zum Blickfang. Mit der Folge, daß ein Jahr später die Serienfertigung begann. Mittlerweile hatte der Zl bereits einen solchen Legenden-Status, daß es lange Wartelisten gab - und BMW es sich erlaubte, den Preis vor dem Start zweimal zu erhöhen. 80 000 Mark sollte das Auto ursprünglich kosten, 85000 waren es bereits Anfang 1989. Preise, wie sie auch für Sportwagen wie einen Porsche 911 galten. Doch auch beim Zl zeigte sich, daß nicht jeder Traumwagen ein Traum von einem Wagen ist. Zwar lobten die Tester das Fahrverhalten und die Stabilität des Roadsters. Allerdings meist erst, nachdem sie über die Einsteige-Prozedur hergezogen waren.

Die Türen hatten zwar Stil - in der Praxis galt es aber erst einmal, den 60 Zentimeter hohen Schweller zu überwinden. Das Fachblatt "auto motor und sport'' widmete der hohen Schule des Zl-Enterns gar eine zweiseitige Beschreibung. Ob hoher Preis oder Fitneßzwang ab Werk - ein Dauerrenner wurde der Zl nicht. Nach 8000 Exemplaren war im Jahr 1991 Schluß. Doch Legenden sterben eben nicht so schnell. Und in diesem Fall war es der Nachfolger, der den Zl wieder in Gerede brachte. Denn als BMW 1996 stolz den Roadster Z3 auf die Straßen rollte, kam so manchem der einzigartige Zweisitzer wieder in den Sinn. Die Betrachter stellten plötzlich baff fest, wie zeitlos die Form des 80er-Jahre-Mobils ist. Neben dem Z3 wirkt der Zl so jung, daß ein Tester eine Tatsache entdeckte, die für den Kauf des Vorgängers spricht: In zehn Jahren könne der Alte jedem Nichteingeweihten als Nachfolger des Z3 präsentiert werden.

Arbeitsprobe der BMW Technik GmbH: Die Studie des Z1 verblüffte 1986 die Autowelt

Rundherum zeitlos: Mit dem Z1 gab BMW den Startschuß zur Roadster-Renaissance

 

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